Entgegen dem stationären Handel, der mit starken Einbußen infolge der Corona-Pandemie zu kämpfen hat, bescherte die Zeit des Lockdowns und der weiteren Entwicklungen dem Onlinehandel einen überaus kräftigen Wachstumsschub.
Vor allem allgemeine Güter des täglichen Bedarfs wurden und werden seit Beginn der Pandemie verstärkt über das Internet nachgefragt. Dies umfasst etwa Lebensmittel, Drogerieartikel und Tierbedarfs-Produkte. Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, da sowohl Supermärkte und Drogerien als auch Delikatessenhändler und Heimtierbedarfsgeschäfte während der Krise geöffnet blieben. Daher gehen viele Experten nun von einer beschleunigten und dauerhaften Entwicklung aus, was die Verlagerung der Konsumnachfrage- und Tätigkeit in das Internet betrifft. Nach Ansicht vieler Branchenteilnehmer habe sich das E-Commerce Business im Laufe von Corona stabil und nachhaltig als eine zusätzliche Versorgungsvariante mit eigener Infrastruktur etabliert.
Marktanalyse/ Kundenprofil Deutschland
Mit einem erreichten Jahresumsatz von mehr als 64 Milliarden Euro (2019) gilt der Bereich des E-Commerce als eine der bedeutendsten Industriebranchen und wirtschaftlichen Wachstumsträger Deutschlands. Nach dem Vereinigten Königreich ist die BRD der derzeit zweitgrößte Online-Markt des Kontinents und wird diesen Status durch den Brexit wohl langfristig stabilisieren und (mindestens) konsolidieren können.
Die Branche als stabiles Wirtschaftssegment wird von den mehr als 64 Millionen deutschen Nutzern gestützt, die für eine Marktpenetration von knapp 84 Prozent sorgen. Dabei sind das hohe Kundenpotential sowie die starke Fokussierung auf den Endpreis zwei besonders auffallende charakteristische Merkmale.
Trends & Schlüsselakteure
Der Markt in Deutschland ist von einer enorm hohen Konzentration geprägt, da die fünf größten Anbieter zusammen fast ein Drittel des gesamten Branchenumsatzes unter sich aufteilen. Die Unternehmen AMAZON, OTTO-Group, ZALANDO GmbH, MEDIA MARKT-SATURN GmbH und NOTEBOOKS-BILLIGER.de verzeichneten während Corona, bedingt durch den Lockdown, Homeoffice und Homeschooling, zum Teil erhebliche Zuwächse.
Insgesamt boomt der Onlinehandel mit dem Rückenwind der Corona-Pandemie – das Jahr 2020 wird gegenüber 2019 durchweg zwischen zehn bis fünfzehn Prozent an branchenbezogenen Umsatzzuwächsen verbuchen können. Da dies unabhängig von weiterhin geöffneten Läden und Geschäften geschieht, deutet sich hier in Form des Online- und Versandhandels eine etablierte und vom Verbraucher akzeptierte alternative und langfristige Lieferstruktur an.
Die wichtigsten Wachstumstreiber waren dabei der Bekleidungshandel (14%), Musik- und Video Downloads (19%), Güter des täglichen Bedarfes (34%) und der Web-Handel mit Lebensmitteln (50%). Vor allem das Wachstum im Bereich des Lebensmittelhandels hat einen rasanten Aufstieg erfahren. Nachdem die Branche in den letzten Jahren auf dem deutschen Markt eher durchwachsene Ergebnisse verbuchte, kam sie im Zuge der Pandemie durch die hohe Nachfrage zeitweise sogar an ihre eigenen Kapazitätsgrenzen und musste teilweise sogar einen Aufnahmestopp für potentielle Neukunden verhängen.
Führendes Unternehmen im Online-Geschäft mit Lebensmitteln ist der Handelsriese REWE aus Köln, der schon vor der Krise mit hohem finanziellem Aufwand und personeller Manpower ein flächendeckendes Liefernetz aufgebaut hat und gleichzeitig in immer mehr Märkten vor Ort einen Abholservice für die online bestellte Ware anbietet. Neben EDEKA als zweitem großen Marktplayer drängen zudem vermehrt diverse Newcomer in die Branche, um den etablierten Konkurrenten mit Nischenangeboten und individuellen Schwerpunkten Marktanteile im E-Food Business abzunehmen. Dazu gehören Lieferdienste wie Lieferando, Amazon-Fresh, Flaschenpost, Delivery-Hero oder Hello-Fresh.
Entwicklung & Zukunftsaussichten
Während der deutsche Einzelhandelssektor wirtschaftlich überwiegend negativ vom Ausbruch der Pandemie betroffen war konnte der Bereich des E-Commerce meist überdurchschnittliche Zuwachsraten verbuchen. Die bereits andauernde stetige Migration vom Offline- zum Onlinehandel wurde durch die Krise und die deshalb zunehmende Digitalisierung massiv beschleunigt und ihre zukünftige Entwicklung schon jetzt vorweggenommen.
Gleichzeitig geraten unabhängige Onlinehändler trotz des allgemeinen Wachstums und generell zunehmender Margen durch die nun ansteigende und teilweise recht überhitzte Käuferlandschaft unter einen erhöhten Wettbewerbsdruck, dem durch erhöhte Werbeausgaben, zusätzlichem Marketing und verstärkter Imagepflege begegnet werden muss. Um sich im Wettstreit mit mächtigen Global Playern und ähnlich strukturierten Wettbewerbern wie sich selbst am Markt behaupten zu können sind eine gewisse Individualität, betonte Abgrenzung zur Konkurrenz und Hervorhebung des eigenen Alleinstellungsmerkmals vonnöten.
Mit positiven Ideen, auffallendem Design und einer gewissen Kreativität wird so ein Schau- und Informationswert geschaffen, der den Kunden trotz der vielfältigen Konkurrenz an das Unternehmen bindet und langfristige Umsätze verspricht.