Augen auf beim Gründen: Das solltest du als Food-Startup unbedingt beachten

Sportliche, gesunde Lebensmittel sind ein riesiger Markt – allerdings einer, auf dem Gründer sehr vieles beachten müssen. stock.adobe.com © Rido

Wir zeigen dir, welche geschriebenen und ungeschriebenen Regeln du als Gründer in Sachen gesunder, sportlicher Ernährung unbedingt im Fokus behalten solltest.

Egal ob einfach nur regional und saisonal, explizit bio, vegetarisch, vegan, ob Superfood, spezielle Sportler-Supplements oder ganz gezielt eine der unzähligen modernen Ernährungsphilosophien ansprechend: In Sachen Food gibt es heute einen riesigen und extrem vielfältigen Markt, der geradezu danach schreit, von Gründern erobert zu werden. Wenn du allerdings mit dem Gedanken spielst, in diesem Themengebiet ein Startup aufzuziehen, dann bewegst du dich auf einem deutlich komplexeren Gebiet als jemand, der sich „lediglich“ mit sportlichem Zubehör zwischen Gewichten und Kleidung befasst.

Warum Food ein „anderes Business“ ist

Wenn du dir unsere Food-Kategorie anschaust, dann bekommst du bereits einen kleinen Eindruck, wie vielschichtig und divers dieses Thema ist. In der Praxis entstehen dadurch verschiedene Herausforderungen, die das Gründen und Betreiben in diesem Metier knifflig machen:

  1. Im Gegensatz zu beispielsweise diversen Trainingsmethoden gibt es hier verschiedene Philosophien, die alle ihre Richtigkeit haben.
  2. Egal, welche Form von Lebensmittel, alles davon wird vom Körper aufgenommen.
  3. Insbesondere bei sportlicher und/oder diätetischer Ernährung schwingt stets das Thema Gesundheit mehr oder weniger stark mit.
  4. Beim Thema „richtige“ oder „falsche“ Ernährung gibt es oftmals sehr starke Meinungen – wodurch es leicht ist, verschiedene Gruppen zu verstimmen.

Obendrein können sich in diesem Themengebiet wissenschaftliche Erkenntnisse teils ziemlich rasch wandeln. Denke etwa an die derzeitige Forschung rund um das Thema Säure-Basen-Haushalt. Angesichts dessen solltest du hier als Gründer einige Sachen beachten. Nicht nur für dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg, sondern für ein zweifelsfrei legales Operieren.

Regel 1: Beachte unbedingt die Gesetzeslage

Preisfrage: Sind Mandeln nur ein Lebensmittel oder könnte man sie aufgrund ihrer vermuteten Wirkung rund um Muskelkater auch zu den Arzneimitteln zählen? Gerade wenn wir uns im Themenkomplex Sport und Diät bewegen, dann schwingen derartige Fragestellungen sehr häufig mit. Tenor: Dient hier etwas nur der Ernährung oder gibt es dabei echte medizinische (oder andere, etwa kosmetische) Auswirkungen?

Für dich ist das aus rechtlichen Gründen extrem wichtig:

  1. Deutsches und europäisches Recht trennen scharf zwischen Lebensmitteln, Arzneimitteln, Heilmitteln und Kosmetika.
  2. Je nachdem, zu welcher Kategorie etwas gehört, gehen damit verschiedenste Vorgaben einher. Beispielsweise, wie du etwas bewerben darfst, was drinstecken darf und welcher Kontrolle es unterliegt.

Allein zwischen Nahrungsergänzungs- und Arzneimitteln gibt es rechtlich einen himmelweiten Unterschied. Sei daher von Anfang an extrem vorsichtig, wie du dein Produkt gestaltest und bewirbst. Es ist wirklich leicht, dabei Gesetze bis hinauf zur europäischen Health-Claims-Verordnung zu übertreten – ohne jede böse Absicht.

Beim Thema Ernährung gibt es sehr viele Grenzen und Vorgaben bezüglich des Sagbaren – aus gutem Grund.
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Regel 2: Gehe das Thema Verpackungen korrekt an

Was das Verpacken von Lebensmitteln anbelangt, gibt es ebenfalls verschiedene Dinge zu beachten:

  1. Die Verpackung selbst muss hinsichtlich der genutzten Materialien den hohen Ansprüchen für Lebensmittel genügen – gesetzlich festgelegt.
  2. Es müssen darauf ebenfalls festgelegte Informationen über den Inhalt geliefert werden. Das hat wiederum Auswirkungen auf das Verpackungs-Design, weil die Infos nicht nur Platz finden, sondern ebenso lesbar sein müssen. Mitunter können sie daher nicht direkt auf der Verpackung angegeben werden. In diesem Fall musst du dich dementsprechend mit dem Thema Etiketten(-druck) sowie den dabei genutzten Materialien auseinandersetzen – ein ebenfalls umfangreiches Themengebiet.
  3. Du musst äußerst vorsichtig sein, was die allgemeine Gestaltung anbelangt. Denn dabei wird rasch das Thema Urheberrecht berührt. Die Verpackung muss sich deshalb in Farbgebung und Aufmachung maximal von derjenigen möglicher Konkurrenten abheben – hierbei spielt das Thema Designschutz eine wichtige Rolle.

Nicht zuletzt musst du deine Kunden im Blick behalten: Einerseits sollen diese dein Produkt durch die Verpackungsgestaltung gut „sehen“ können. Andererseits muss die Verpackung den Inhalt ordnungsgemäß schützen. Last, but not least solltest du außerdem nicht zu weit von üblichen Gewohnheiten abweichen. Das wäre beispielsweise der Fall, würdest du Whey-Pulver verkaufen, es aber nicht in den bekannten (wiederverschließbaren) Standbodenbeuteln oder Kunststoffdosen verpacken, sondern etwa in Papierpaketen, wie man es von Mehl und Zucker kennt.

Unterm Strich: Beim Thema Verpackung solltest du dich unbedingt nicht nur rechtlich sehr gut beraten lassen, sondern überdies mit Profis für das allgemeine Design zusammenarbeiten – solchen, die sich konkret mit Ernährungsverpackungen auskennen.

Regel 3: Mache keine andere Ernährung schlecht

Selbst, wenn man sich nur auf einen sportlichen/diätetischen Kontext fokussiert, gibt es verschiedene Ansichten über Ernährung. Manche Sportler und Wissenschaftler befürworten beispielsweise eine gänzlich vegane Ernährung. Andere hingegen sind der Ansicht, nur proteinreiche Fleischernährung sei ein Erfolgsgarant – und es gibt tausende anderer solcher Beispiele. Tatsache ist: Was eine sportliche Ernährung anbelangt, gibt es selbst unter den Wissenschaftlern verschiedene Standpunkte, die allesamt fundiert untermauert sind. Und selbst in einem einzigen Fitnessstudio dürften sich Dutzende unterschiedliche Ansichten über die jeweils perfekte Ernährung finden.

Nicht zuletzt, weil Meinungen und Forschung sich ständig weiterwickeln und dadurch verändern, solltest du dich bei deinem Food-Produkt davor hüten, andere Produkte oder Ernährungsphilosophien schlechtzumachen oder gar zu trashen. Stelle schlicht die Stärken deines Lebensmittels heraus und unterstreiche, was deine Kunden dadurch für Vorteile haben. Ein gutes Produkt überzeugt, indem es besser ist als die Konkurrenz – und nicht bloß diese schlechter aussehen lässt.

Gerade heute können ungewöhnliche Geschmackskombinationen ein interessantes Alleinstellungsmerkmal deines Produkts hervorrufen.
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Regel 4: Fürchte dich nie vor ungewöhnlichen Aromakombinationen

Was Lebensmittel anbelangt, dürfte es nur wenige Menschen geben, die so experimentierfreudig und Neuem gegenüber aufgeschlossen sind wie Sportler und allgemein ernährungsbewusste Personen. Zwar stimmt es, dass der Geschmack zu einem gewissen Teil kulturell geprägt ist. Dennoch solltest du aufgrund dieser experimentierfreudigen Zielgruppe nie zu konservativ sein. Pre-Workout muss beispielsweise nicht immer nach Beeren oder Zitrusfrüchten schmecken. Proteinriegel müssen ebenfalls nicht immer in die Richtung Schoko-Nuss-Karamell gehen, um begeisterte Abnehmer zu finden.

Ganz besonders dann, wenn du mit deinem Startup nicht nur Lebensmittel aus Basiszutaten verkaufen möchtest, solltest du eine ziemliche Probierfreudigkeit an den Tag legen – und dazu mitunter gewisse Grenzen einreißen. Solange es deinen Kunden schmeckt, ist fast alles gestattet, selbst wenn dabei regional oder kulturell ungewöhnliche/ungewohnte Aromen entstehen.

Schoko und Chili, Apfel und Sellerie, Schinken und Honigmelone sprechen ebenso für die Richtigkeit dieser Theorie wie unzählige andere ungewöhnliche Armomakombinationen – längst wissenschaftlich bearbeitet im Rahmen des sogenannten Foodpairing. Das ist nicht zuletzt deshalb wichtig, weil du dadurch ein stark eigenständiges Produkt lancieren kannst, was sich wiederum positiv auf deine Marktanteile auswirken kann.